Der Koreakrieg (1950-1953) war ein besonders einschneidender Moment in der Geschichte des Kalten Krieges und warf militärisch, politisch und ideologisch wichtige Fragen auf – sowohl für die USA und Großbritannien als auch für die Vereinten Nationen (UN) und viele andere Länder auf der ganzen Welt. Der Konflikt, in dem Millionen von Menschen verwundet, getötet oder vertrieben wurden, war Teil der heißesten Phase des Kalten Krieges und hatte entscheidenden Einfluss auf die koreanische Landkarte, die Entwicklungswege der beiden koreanischen Staaten und das kollektive Gedächtnis. Die Folgen sind bis heute spürbar.
Kriegsausbruch
Am 25. Juni 1950 marschierte die Armee des kommunistischen Nordkorea (Demokratische Volksrepublik Korea) in Südkorea (Republik Korea) ein: Sie überquerte den 38. Breitengrad, der seit 1945 die Demarkationslinie zwischen den beiden Koreas markiert hatte. Die Vereinten Nationen – damals noch eine verhältnismäßig neue Organisation – verurteilten die Invasion. Zwei Tage später rief der UN-Sicherheitsrat die Mitgliedstaaten auf, Südkorea bei der Abwehr der Invasion zu unterstützen. Da die Sowjetunion seit Jahresbeginn den Sicherheitsrat boykottierte, weil sie der Meinung war, das kommunistische China sei in den Vereinten Nationen nicht ausreichend vertreten, wurden die entsprechenden Beschlüsse verabschiedet. Im Juli 1950 wurde das Kommando der Vereinten Nationen (UNC) gegründet, das die internationale militärische und humanitäre Reaktion auf den Einmarsch koordinieren sollte.
In Großbritannien äußerte das Kabinett des Labour-Premierministers Clement Attlee sich bestürzt über den Einmarsch und zog die Schlussfolgerung: „Es ist die eindeutige Verpflichtung für die Regierung des Vereinigten Königreichs, alles in ihrer Macht Stehende zu tun und den Südkoreanern bei der Abwehr dieser Aggression zu helfen.“ [Quelle] Die britische Gesellschaft trieb die bange Frage um, was der Kriegsausbruch – so kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs – für sie und ihre Familien bedeuten würde.
Wie kam es zum Kriegsausbruch?
Für viele Länder des Westens kam der Kriegsausbruch im Juni 1950 überraschend, doch die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich über viele Jahre hinweg aufgebaut. Spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatten koreanische Vertreter mehr internationale Anerkennung und Souveränität gefordert – mit begrenztem Erfolg. Seit 1910 war Korea vom japanischen Kaiserreich besetzt, bis dieses im August 1945 kapitulierte. Diese Besatzung hatte tiefgehende und komplexe Auswirkungen in Korea. Dabei spielte unter anderem eine Rolle, dass Koreaner im Zweiten Weltkrieg in der japanischen Armee dienen mussten.
Im August 1945 wurde der Süden des Landes von der US-Armee und der Norden von sowjetischen Truppen besetzt. USA und Sowjetunion einigten sich auf einen Breitengrad als Demarkationslinie: den 38. Grad nördlicher Breite. Unter der Aufsicht der Besatzungsmächte bildeten sich zwei Regime heraus, die politisch entgegensetzte Wege einschlugen: In Nordkorea entstand ein kommunistischer Staat unter der Führung von Kim Il-Sung (dem Großvater von Nordkoreas heutigem Staatschef Kim Jong-Un) und in Südkorea ein nominell demokratischer Staat mit Präsident Syngman Rhee als Staatsoberhaupt. In dieser Zeit kam es jedoch in ganz Korea zu politischer Unterdrückung und wachsenden Spannungen zwischen den beiden Staaten. Nachdem die Besatzungsmächte 1948 abgezogen waren, spitzten die Feindseligkeiten sich weiter zu und kulminierten schließlich in der Invasion am 25. Juni 1950. Dieser Tag markierte einen so entscheidenden Wendepunkt, dass die in Südkorea gebräuchliche Bezeichnung für den anschließenden Krieg – „625 War“ – auf dieses Datum Bezug nimmt.
Internationale Reaktion
In dem dreijährigen Konflikt, der im Juni 1950 begann, unterstützten 22 Nationen unter der Federführung der Vereinten Nationen Südkorea mit militärischer oder humanitärer Hilfe – unter anderem die USA, Großbritannien, Frankreich, die Türkei, Australien, Belgien, Thailand und Äthiopien. Oberbefehlshaber der UN-Truppen war US-General Douglas MacArthur, der auch am Ersten und Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte. Nachdem die Nordkoreaner zunächst erhebliche Geländegewinne in Südkorea erzielt hatten, drängte MacArthur sie erfolgreich zurück. Als er sich im Herbst 1950 entschlossen zeigte, die UN-Streitkräfte weiter nach Norden vorstoßen zu lassen und sich dem kommunistischen China – womöglich sogar unter Einsatz von Kernwaffen – entgegenzustellen, reagierten die Verbündeten alarmiert.
Im Dezember 1950 flog Attlee nach Washington und äußerte seine Besorgnis gegenüber US-Präsident Harry S. Truman. Das Kriegsgeschehen nahm unterdessen einen ungünstigen Verlauf: Als im Oktober 1950 China an der Seite Nordkoreas in den Krieg eintrat, wurden die UN-Streitkräfte zurückgedrängt. 1951 zwang die chinesische Frühjahrsoffensive sie zum Rückzug in ein Gebiet etwa auf Höhe des 38. Breitengrades
Nachdem das Kriegsgeschehen sich im ersten Kriegsjahr schnell verlagert hatte, wurde nun dieses Gebiet zum Hauptschauplatz der Kampfhandlungen, die neben der Gebietsüberwachung durch Patrouillen auch Stellungsgefechte umfassten. Truman berief MacArthur ab, weil er die Ostasienpolitik seiner Regierung in Frage gestellt hatte, und ernannte General Matthew Ridgway zu seinem Nachfolger.
Britische Beteiligung
Großbritannien sagte im Juli 1950 zunächst Marineunterstützung und zog dann mit Bodentruppen nach: Im August 1950 traf die (damals in Hongkong stationierte) 27. Brigade in Korea ein. Nach Diskussionen im ersten Kriegsjahr wurden die britischen Streitkräfte in die im Juli 1951 gebildete 1. Commonwealth Division eingegliedert. Während des gesamten Krieges waren britische Militärangehörige oft unter extrem widrigen Bedingungen in die Kampfhandlungen eingebunden. Zu den bekanntesten Schlachten unter britischer Beteiligung zählte die Schlacht am Imjin-Fluss im April 1951, in der die 29. Brigade – berühmt geworden als 1. Bataillon des Gloucestershire Regiment – den Vormarsch der chinesischen Armee aufzuhalten versuchte. Sie erlitt schwere Verluste; viele Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft, darunter auch Oberstleutnant James Carne, der das Gloucestershire Regiment befehligte und für seine Tapferkeit später mit dem Victoria-Kreuz ausgezeichnet wurde.
In Großbritannien löste der Kriegsausbruch zunächst Bestürzung und die Sorge aus, der Krieg könnte sich auf das Leben der Normalbevölkerung auswirken. Hinzu kam eine gewisse Verunsicherung, weil Großbritannien zuzeiten des Empire enge Verbindungen zu anderen Teilen Ostasiens unterhielt und über Korea allgemein wenig bekannt war. Auch politisch sorgten der Krieg und vor allem die Kosten für die Wiederaufrüstung für Diskussionen, nachdem die Regierung von Premierminister Attlee (ebenso wie andere europäische Nachkriegsregierungen) 1945 ins Amt gewählt worden war, weil sie einen Ausbau des Wohlfahrtsstaates versprochen hatte. Obwohl es Momente der Beunruhigung gab und viele Tausende – darunter auch junge Wehrpflichtige – im Einsatz waren, trat der Krieg in der öffentlichen Wahrnehmung nach und nach in den Hintergrund, auch wenn die Kampfhandlungen andauerten.
Korea und der Kalte Krieg
Historikerinnen und Historikern, die sich mit dem Kalten Krieg beschäftigen, liefert der Koreakrieg Erkenntnisse über viele wichtige Dynamiken und Akteure, die die Frühzeit des Kalten Krieges prägten: Vertiefung der westlichen Bündnisse, die Rolle internationaler Organisationen, die chinesisch-sowjetische Allianz (Stalin befürwortete 1950 die nordkoreanische Invasion), ideologische Konfrontation, der in sich verflochtene Prozess der Entkolonialisierung und der „Containment“-Gedanke (Eindämmungspolitik).
Eine besonders bedeutende Rolle spielte im Koreakrieg auch die Behandlung und das Schicksal von Kriegsgefangenen. Die Lebensbedingungen Tausender koreanischer Gefangener – in Südkorea in Lagern, in der Frühphase des Krieges aber auch in regulären Haftanstalten – lösten international Besorgnis aus, ebenso wie der Umgang der Nordkoreaner und (ab 1951) der Chinesen mit in Gefangenschaft geratenem UN-Personal, das vielfach in Lagern weit oben im Norden des Landes festgehalten wurde.
Einige berichteten später von Mangelernährung, Einzelhaft, Knappheit von Grundversorgungsmitteln und unzureichendem Zugang zu internationaler humanitärer Hilfe, andere auch von politischen Indoktrinierungskursen, öffentlichen „Beichten“ und erzwungenem autobiografischen Schreiben. Mit all diesen Maßnahmen sollten bei den Kriegsgefangenen ein Umdenken bewirken, damit sie sich gegen den „Imperialismus des Westens“ wandten.
Diese „politische Umerziehung“ ließ Vorwürfe der „Gehirnwäsche“ laut werden, wobei dieser Begriff selbst ein Kind des Koreakrieges ist: Der Journalist Edward Hunter prägte ihn 1950. Er bezeichnete mit „brainwashing“ den scheinbar unerklärlichen Sinneswandel von Gefangenen, die von außen manipuliert werden. Die Stichhaltigkeit des Begriffs wurde zwar von Psychologen und anderen Wissenschaftlern in Frage gestellt, aber er entwickelte sich zu einer der wichtigsten bleibenden kulturellen Hinterlassenschaften des Koreakriegs und spielte in vielen literatischen und filmischen Darstellungen des Kalten Krieges eine bedeutende Rolle – von Botschafter der Angst (The Manchurian Candidate, 1962) bis zur Fernsehserie Ipcress – streng geheim (The Ipcress File, 1965).
Als später ans Licht kam, dass manche Gefangene – wie der britische Geheimagent George Blake – regelrecht „umgedreht“ wurden, sorgte dies für weitere Beunruhigung. Blake arbeitete kurz vor dem Krieg in Korea und wurde, nachdem die nordkoreanischen Truppen Seoul zum ersten Mal einnahmen, zusammen mit anderen Beschäftigten der britischen Botschaft gefangengenommen. Während der Gefangenschaft bot er an, nach seiner Rückkehr nach Großbritannien den KGB mit Material zu versorgen – was er auch tat: Unter anderem gab er Informationen über den Berliner Spionagetunnel an die Sowjetunion weiter. Im April 1961 wurde Blake als Doppelagent enttarnt und verhaftet. 1966 entkam er jedoch in einer spektakulären Aktion aus der Haftanstalt Wormwood Scrubs. Eine Konsequenz aus dem Fall Blake war die deutliche Verschärfung der Sicherheitsprüfungen für öffentliche Bedienstete und vor allem für jene, die sich „in kommunistischer Hand“ befunden hatten. Bis zu seinem Tod im Jahr 2020 lebte Blake in Moskau.
Streit gab es im Übrigen auch über die Frage, wohin Kriegsgefangene sich nach Ende der Kampfhandlungen begeben sollten. Das kommunistische China forderte, dass Kriegsgefangene (wie in der Genfer Konvention vorgeschrieben) sofort in ihr Heimatland zurückgeführt werden. Das lehnten die USA mit dem Argument ab, viele in Gefangenschaft geratene Nordkoreaner und Chinesen seien zum Kriegsdienst gezwungen worden und müssten bei ihrer Rückkehr mit Verfolgung rechnen, zumal wenn sie sich zu antikommunistischen Meinungen bekannten.
Ein Ende mit Fragezeichen
Die Verhandlungen – insbesondere die Verhandlungen über Kriegsgefangene – verliefen stockend und zogen sich bis ins Jahr 1953. Im Juli wurde beschlossen, eine neutrale Stelle mit der Aufsicht über nicht repatriierte Gefangene zu betrauen, die nicht zurückkehren wollten. Das koreanische Waffenstillstandsabkommen wurde am 27. Juli 1953 unterzeichnet und führte zur Einstellung der Feindseligkeiten. Anfang August wurde mit der Repatriierung alle Gefangenen begonnen. Da kein Friedensvertrag unterzeichnet wurde, wird oft darauf hingewiesen, dass der Koreakrieg eigentlich nie wirklich beendet wurde. Seine Hinterlassenschaften leben ohne Zweifel auf der getrennten Halbinsel bis zum heutigen Tag fort.
Gedenken an den Koreakrieg
Die Ungewissheit in Bezug auf sein Ende trug in mancher Hinsicht sicherlich dazu bei, dass ihm das Image des „vergessenen Kriegs“ anhaftet. Der Zweite Weltkrieg nahm im kollektiven Gedächtnis vieler am Krieg beteiligter Nationen eine so beherrschende Rolle ein, dass der Koreakrieg dahinter verschwand. Die Militärangehörigen, die aus Korea ins Großbritannien der Nachkriegszeit heimkehrten, hatten das Gefühl, die Daheimgebliebenen von ihren Erfahrungen nichts wissen wollten, weil sie damit beschäftigt waren, den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg voranzutreiben. Den Veteranen fiel auf, dass über Korea kaum Romane geschrieben und nur wenige Filme gedreht wurden. Eine Ausnahme war An vorderster Front (A Hill in Korea, 1956), das Filmdebüt von Michael Caine, der selbst erst kurz zuvor vom Militärdienst in Korea zurückgekehrt war.
In jüngerer Zeit wird dem Koreakrieg in Großbritannien mehr Interesse entgegengebracht, und auch in der öffentlichen Erinnerungskultur nimmt er größeren Raum ein: 2014 wurde vor dem Verteidigungsministerium am Victoria Embankment in London ein neues Denkmal für die mehr als eintausend britischen Militärangehörigen enthüllt, die in dem Konflikt ihr Leben verloren haben.
Auch in Fernsehen und Theater wird der Konflikt inzwischen häufiger thematisiert. Die anhaltende internationale Besorgnis über Nordkoreas Atomwaffenpotenzial, aber auch das breitere Interesse für die koreanische Kultur – eine Begleiterscheinung der Koreanischen Welle (hallyu) – rücken auch das frühere britische Engagement auf der Halbinsel stärker ins Bewusstsein. Die wenigen noch lebenden Veteranen tragen durch „Revisit“-Programme und andere Kontakte nach Südkorea ebenfalls aktiv dazu bei, dass die Verbindung nicht abreißt. Auch die Volkserinnerung an den Koreakrieg ist mit Sicherheit noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen.
Dr. Grace Huxford ist Senior Lecturer in Neuerer Geschichte am Fachbereich Geschichtswissenschaften der University of Bristol in Großbritannien. Sie ist Mitglied des internationalen wissenschaftlichen Beirats des AlliiertenMuseums und Autorin des Buches The Korean War in Britain (Manchester University Press, 2018).
Weiterführende Literatur
Grace Huxford, The Korean War in Britain (Manchester: Manchester University Press, 2018)
S. P. Mackenzie, British Prisoners of the Korean War (Oxford: Oxford University Press, 2012).
Robert Barnes, The US, the UN und the Korean War: Communism in the Far East und the American Struggle for World Hegemony (London: IB Tauris, 2014).
Monica Kim, The Interrogation Rooms of the Korean War: the Untold History (Princeton University Press, 2019).
Hajimu Masuda, Cold War Crucible: the Korean Conflict und the Postwar World (Harvard University Press, 2015).
Andrew Salmon, Scorched Earth, Black Snow: Britain und Australia in the Korean War, 1950 (Aurum Press, London, 2011).